Vor dem Hintergrund der weltweiten Bemühungen um nachhaltige Energielösungen hat Usbekistan dank seiner reichhaltigen Wasserressourcen ein enormes Potenzial im Bereich der erneuerbaren Energien, insbesondere im Bereich der Wasserkraft, bewiesen.
Usbekistan verfügt über umfangreiche Wasserressourcen, darunter Gletscher, Flüsse, Seen, Stauseen, grenzüberschreitende Flüsse und Grundwasser. Genauen Berechnungen lokaler Experten zufolge beträgt das theoretische Wasserkraftpotenzial der Flüsse des Landes 88,5 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr. Das technisch realisierbare Potenzial liegt bei 27,4 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr, wobei die installierbare Kapazität über 8 Millionen Kilowatt beträgt. Der Fluss Pskem in der Provinz Taschkent ragt dabei als „Wasserkraft-Schatz“ heraus: Mit einer technisch realisierbaren installierten Kapazität von 1,324 Millionen Kilowatt deckt er 45,3 % der verfügbaren Wasserkraftressourcen Usbekistans. Darüber hinaus bergen Flüsse wie der To'polondaryo, der Chatqol und der Sangardak ebenfalls ein erhebliches Potenzial für die Entwicklung der Wasserkraft.
Die Entwicklung der Wasserkraft in Usbekistan hat eine lange Geschichte. Bereits am 1. Mai 1926 nahm das erste Wasserkraftwerk des Landes, Bo'zsuv GES-1, mit einer installierten Leistung von 4.000 kW den Betrieb auf. Das größte Wasserkraftwerk des Landes, das Wasserkraftwerk Chorvoq, ging zwischen 1970 und 1972 schrittweise in Betrieb. Seine installierte Leistung wurde nach Modernisierungen von 620.500 kW auf 666.000 kW erhöht. Bis Ende 2023 erreichte die gesamte installierte Wasserkraftkapazität Usbekistans 2,415 Millionen kW und damit etwa 30 % der technisch möglichen Kapazität. Im Jahr 2022 betrug die gesamte Stromerzeugung Usbekistans 74,3 Milliarden kWh, wovon erneuerbare Energien 6,94 Milliarden kWh beitrugen. Davon erzeugte die Wasserkraft 6,5 Milliarden Kilowattstunden, was 8,75 Prozent der gesamten Stromerzeugung entspricht und mit einem Anteil von 93,66 Prozent die größte erneuerbare Energiequelle darstellt. Obwohl das technisch nutzbare Wasserkraftpotenzial des Landes 27,4 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr beträgt, werden bisher nur etwa 23 Prozent davon genutzt, was auf enorme Wachstumschancen in diesem Sektor schließen lässt.
Usbekistan hat in den letzten Jahren den Ausbau der Wasserkraft aktiv vorangetrieben und zahlreiche Projekte gestartet. Im Februar 2023 unterzeichnete Uzbekhydroenergo eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MOU) mit Zhejiang Jinlun Electromechanical Industry zur gemeinsamen Produktion von Kleinwasserkraftausrüstung. Im Juni desselben Jahres wurde mit China Southern Power Grid International eine Vereinbarung über den Bau von drei Wasserkraftwerken getroffen. Darüber hinaus schrieb Uzbek Hydrogenergo im Juli 2023 den Bau von fünf neuen Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von 46,6 MW aus, die voraussichtlich jährlich 179 Millionen Kilowattstunden erzeugen und 106,9 Millionen US-Dollar kosten werden. Im Juni 2023 starteten Usbekistan und Tadschikistan gemeinsam ein Projekt zum Bau von zwei Wasserkraftwerken am Fluss Serawschan. Die erste Phase umfasst das 140-MW-Wasserkraftwerk Jawan, das eine Investition von 282 Millionen US-Dollar erfordert und voraussichtlich jährlich 700 bis 800 Millionen Kilowattstunden erzeugen wird. Ein weiteres 135-MW-Kraftwerk am Fluss Fandarya ist geplant. Die geschätzte Investition beträgt 270 Millionen US-Dollar und die jährliche Erzeugungskapazität liegt bei 500–600 Millionen Kilowattstunden. Im Juni 2024 stellte Usbekistan seinen Wasserkraftentwicklungsplan vor, der bis 2030 eine installierte Leistung von 6 GW anstrebt. Diese ehrgeizige Initiative umfasst sowohl den Bau neuer Kraftwerke als auch Modernisierungsmaßnahmen und steht im Einklang mit der umfassenderen Strategie des Landes für erneuerbare Energien, die den Anteil grüner Energien am gesamten Stromnetz bis 2030 auf 40 % erhöhen soll.
Um den Wasserkraftsektor weiter voranzubringen, hat die usbekische Regierung unterstützende politische Maßnahmen und regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen. Pläne zur Entwicklung der Wasserkraft sind gesetzlich verankert und werden kontinuierlich an den technologischen Fortschritt und globale Trends angepasst. So verabschiedete das Kabinett im November 2015 den „Wasserkraft-Entwicklungsplan 2016–2020“, der den Bau von neun neuen Wasserkraftwerken vorsieht. Im Zuge der Umsetzung der Strategie „Usbekistan 2030“ wird die Regierung voraussichtlich weitere politische Maßnahmen und Gesetze einführen, um ausländische Investitionen in die Wasserkraft und andere Bereiche der erneuerbaren Energien anzuziehen. Die meisten Wasserkraftwerke Usbekistans wurden zu Sowjetzeiten nach sowjetischen Standards errichtet. Das Land übernimmt jedoch zunehmend internationale Standards, um den Sektor zu modernisieren. Jüngste Präsidialerlasse fordern ausdrücklich die Einführung globaler Baustandards und schaffen so neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit für internationale Unternehmen, darunter auch chinesische, um ihr Know-how einzubringen und ihre Technologien in Usbekistan zu etablieren.
Aus kooperativer Sicht bieten China und Usbekistan erhebliches Potenzial für eine Zusammenarbeit im Wasserkraftsektor. Mit dem Voranschreiten der Belt and Road Initiative haben beide Länder einen breiten Konsens über die Energiekooperation erzielt. Der erfolgreiche Start des chinesisch-kirgisisch-usbekischen Eisenbahnprojekts stärkt ihre Zusammenarbeit im Wasserkraftsektor weiter. Chinesische Unternehmen verfügen über umfassende Erfahrung im Wasserkraftbau, der Anlagenherstellung und technologischen Innovation sowie über fortschrittliche Technologien und eine solide Finanzkraft. Usbekistan bietet zudem reichlich Wasserkraftressourcen, ein günstiges politisches Umfeld und eine große Marktnachfrage – ideale Voraussetzungen für eine Partnerschaft. Beide Länder können in verschiedenen Bereichen, darunter Wasserkraftwerksbau, Anlagenlieferung, Technologietransfer und Fachkräfteschulung, eng zusammenarbeiten und so gegenseitigen Nutzen und gemeinsames Wachstum fördern.
Die Wasserkraftindustrie Usbekistans blickt einer vielversprechenden Zukunft entgegen. Mit der Umsetzung wichtiger Projekte wird die installierte Kapazität weiter steigen und so den inländischen Energiebedarf decken, gleichzeitig aber auch Möglichkeiten für Stromexporte schaffen und erhebliche wirtschaftliche Vorteile generieren. Darüber hinaus wird die Entwicklung des Wasserkraftsektors das Wachstum verwandter Branchen ankurbeln, Arbeitsplätze schaffen und den regionalen wirtschaftlichen Wohlstand fördern. Als saubere und erneuerbare Energiequelle wird der Ausbau der Wasserkraft im großen Maßstab Usbekistan helfen, seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, den CO2-Ausstoß zu senken und einen positiven Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten.
Veröffentlichungszeit: 12. März 2025
