In jüngster Zeit haben viele Länder ihre Ausbauziele für erneuerbare Energien schrittweise erhöht. In Europa hat Italien sein Ausbauziel für erneuerbare Energien bis 2030 auf 64 % erhöht. Laut dem kürzlich überarbeiteten Klima- und Energieplan Italiens wird das Ausbauziel für die installierte Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 von 80 Millionen Kilowatt auf 131 Millionen Kilowatt erhöht, wobei die installierte Kapazität für Photovoltaik und Windkraft 79 Millionen Kilowatt bzw. 28,1 Millionen Kilowatt erreichen soll. Portugal hat sein Ausbauziel für erneuerbare Energien bis 2030 auf 56 % erhöht. Die portugiesische Regierung geht davon aus, dass die installierte Kapazität für erneuerbare Energien bis 2030 von 27,4 Millionen Kilowatt auf 42,8 Millionen Kilowatt erhöht wird. Die installierte Leistung von Photovoltaik und Windkraft wird 21 bzw. 10,4 Millionen Kilowatt erreichen, und das Ziel für die Installation von Elektrolysezellen wird auf 5,5 Millionen Kilowatt erhöht. Der Ausbau erneuerbarer Energien in Portugal erfordert voraussichtlich Investitionen von 75 Milliarden Euro, die hauptsächlich aus dem privaten Sektor kommen.
Im Nahen Osten haben die Vereinigten Arabischen Emirate kürzlich ihre neueste nationale Energiestrategie bekannt gegeben. Diese sieht eine Verdoppelung der Produktion erneuerbarer Energien bis 2030 vor. In diesem Zeitraum investiert das Land rund 54,44 Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien, um den steigenden Energiebedarf aufgrund des Bevölkerungswachstums zu decken. Die Strategie umfasst außerdem eine neue nationale Wasserstoffstrategie, den Aufbau eines nationalen Ladestationennetzes für Elektrofahrzeuge sowie Maßnahmen zur Regulierung des Elektrofahrzeugmarktes.
In Asien hat die vietnamesische Regierung kürzlich den achten Energieentwicklungsplan Vietnams (PDP8) verabschiedet. PDP8 umfasst den vietnamesischen Stromentwicklungsplan bis 2030 und einen Ausblick bis 2050. Im Bereich der erneuerbaren Energien prognostiziert PDP 8, dass der Anteil der erneuerbaren Energieerzeugung bis 2030 30,9 bis 39,2 % und bis 2050 67,5 bis 71,5 % erreichen wird. Im Dezember 2022 veröffentlichten Vietnam und die IPG (Mitglieder der International Partnership Group) eine gemeinsame Erklärung zur „Fair Energy Transition Partnership“. In den nächsten drei bis fünf Jahren erhält Vietnam mindestens 15,5 Milliarden US-Dollar, um den Übergang von Kohle zu sauberer Energie zu beschleunigen. PDP 8 schlägt vor, dass bei vollständiger Umsetzung der „Fair Energy Transition Partnership“ der Anteil erneuerbarer Energieerzeugung in Vietnam bis 2030 47 % erreichen wird. Das malaysische Wirtschaftsministerium hat eine Aktualisierung seiner Entwicklungsziele für erneuerbare Energien angekündigt, die darauf abzielen, bis 2050 rund 70 % der nationalen Strominfrastruktur auszumachen und gleichzeitig grenzüberschreitende Handelshemmnisse für erneuerbare Energien zu beseitigen. Das von Malaysia für 2021 gesetzte Entwicklungsziel für erneuerbare Energien besteht darin, 40 % der Strominfrastruktur auszumachen. Diese Aktualisierung bedeutet, dass sich die installierte Kapazität erneuerbarer Energien des Landes zwischen 2023 und 2050 verzehnfachen wird. Das malaysische Wirtschaftsministerium gab an, dass zur Erreichung der neuen Entwicklungsziele eine Investition von ungefähr 143 Milliarden US-Dollar erforderlich ist, die auch die Netzinfrastruktur, die Integration von Energiespeichersystemen und die Betriebskosten des Netzwerksystems umfasst.
Weltweit legen Länder zunehmend Wert auf erneuerbare Energien und steigern ihre Investitionen kontinuierlich. Die Wachstumsdynamik in diesen Bereichen ist deutlich spürbar. Deutschland hat im ersten Halbjahr dieses Jahres die installierte Leistung an Solar- und Windkraftanlagen um 8 Millionen Kilowatt erhöht. Dank der Onshore-Wind- und Solarstromerzeugung decken erneuerbare Energien 52 % des deutschen Strombedarfs. Laut dem bisherigen Energieplan Deutschlands sollen bis 2030 80 % der Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft stammen.
Laut dem jüngsten Bericht der Internationalen Energieagentur treiben verstärkte politische Unterstützung, steigende Preise für fossile Brennstoffe und die zunehmende Aufmerksamkeit für Fragen der Energiesicherheit den Ausbau von Photovoltaik und Windenergie voran. Die globale Branche der erneuerbaren Energien dürfte 2023 ihre Entwicklung beschleunigen. Die neu installierte Leistung dürfte im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel steigen, wobei Photovoltaik- und Windkraftanlagen das größte Wachstum verzeichnen. Bis 2024 wird die weltweit installierte Leistung erneuerbarer Energien voraussichtlich auf 4,5 Milliarden Kilowatt steigen. Dieser dynamische Ausbau findet in wichtigen Märkten weltweit statt, darunter Europa, die USA, Indien und China. Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass in diesem Jahr weltweit 380 Milliarden US-Dollar in die Solarenergie fließen werden – erstmals mehr als die Investitionen im Ölsektor. Es wird erwartet, dass sich die Produktionskapazität der Photovoltaikindustrie bis 2024 mehr als verdoppelt. Neben dem Bau großer Photovoltaikkraftwerke weltweit verzeichnen auch kleine Photovoltaik-Stromerzeugungsanlagen einen rasanten Wachstumstrend. Im Bereich der Windenergie werden Windkraftprojekte, die während der Epidemie verzögert wurden, weiter vorangetrieben. Die weltweite Windstromerzeugung wird sich in diesem Jahr deutlich erholen und im Vergleich zum Vorjahr um rund 70 % wachsen. Gleichzeitig sinken die Kosten für erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft immer mehr, und immer mehr Länder erkennen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien nicht nur dem Klimawandel entgegenwirkt, sondern auch wichtige Lösungen für die Energiesicherheit bietet.
Es ist jedoch auch zu beachten, dass in Entwicklungsländern nach wie vor eine große Investitionslücke in nachhaltige Energien besteht. Seit der Verabschiedung des Pariser Abkommens im Jahr 2015 haben sich die internationalen Investitionen in erneuerbare Energien bis 2022 fast verdoppelt, der Großteil davon konzentriert sich jedoch auf Industrieländer. Am 5. Juli veröffentlichte die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung den Weltinvestitionsbericht 2023. Darin wurde festgestellt, dass die weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien im Jahr 2022 eine starke Entwicklung gezeigt haben, aber noch Verbesserungsbedarf besteht. Die Investitionslücke für nachhaltige Entwicklungsziele beträgt über 4 Billionen US-Dollar pro Jahr. In Entwicklungsländern hinken ihre Investitionen in nachhaltige Energien dem Nachfragewachstum hinterher. Schätzungen zufolge benötigen Entwicklungsländer jährlich rund 1,7 Billionen US-Dollar an Investitionen in erneuerbare Energien, flossen 2022 jedoch nur 544 Milliarden US-Dollar. Die Internationale Energieagentur äußerte in ihrem Weltenergieinvestitionsbericht 2023 eine ähnliche Ansicht und stellte fest, dass die weltweiten Investitionen in saubere Energien unausgewogen seien, wobei die größte Investitionslücke in Schwellen- und Entwicklungsländern bestehe. Wenn diese Länder ihren Übergang zu sauberer Energie nicht beschleunigen, wird es in der globalen Energielandschaft zu neuen Lücken kommen.
Veröffentlichungszeit: 29. Dezember 2023